Lok Regenwalde und ihre Geschwister

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Als Leihlokomotive machte sich die kleine 1`C1`-Lokomotive REGENWALDE auf der Brohltalbahn nuetzlich, oben kurz vor Brohl bei einer Leerfahrt, links mit dem Planzug kurz vor Niederzissen.
Wer beim Anblick dieser Lokomotive sofort an eine Schmalspur-ELNA- Lokomotive denkt, liegt entgegen der Meinung von Hans Michael Koenner, Autor des hervorragenden Buches ELNA-Lokomotiven, unserer Meinung nach nicht ganz falsch.
Warum, das zeigen die weiteren Fotos.
Erinnern wir uns zunaechst der Herkunft dieser Lokomotive.
Sie hieß zuletzt Tyn6-3631 und war auf der Warschauer Zufuhrbahn im Einsatz, bevor sie die IHS erwerben konnte.
Aber sie war nicht alleine, sondern hatte mehrere Geschwister, daher weiter unten die Geschichte der Bahnen und der Schmalspur- ELNA - Lokomotiven, die eigentlich gar keine ELNA Lokomotiven waren bzw. sind.

Ein Bild von Peter Giese (links) zeigt die REGENWALDE noch unter ihrer polnischen Betriebsnummer.

Pommersche Schmalspurbahnen
Die Geschichte der Pommerschen Sekundaerbahnen begann am 28. Juli 1892, das Preussische Abgeordnetenhaus beschloss an diesem Tag ein Gesetz ueber den Bau von Lokalbahnen. Es stellte die Grundlage für die Erstellung vieler lokaler Eisenbahnstrecken dar, die meistens als Schmalspurstrecken entstanden, wie die von der Firma LENZ & Co in Berlin gebauten sechs voneinander unabhaengigen Eisenbahnstrecken:

1 - KOLBERGER KLEINBAHN Eröffnung 1.6.1895: Regenwalde-Roman-Gross Jestin-Kolberg (polnisch: Rseko-Ryman-Goscino-Kolobrzeg)
2 - REGENWALDER KLEINBAHN
Eröffnung 26.7.1896: Labes-Daber (polnisch: Lobez-Dobra)
3 - SAATZIGER KLEINBAHN
Eröffnung: 14.1.1895: Stargard-Nörenberg (polnisch: Stargard-Szczecinski-Insko)
4 - GREIFENBERGER KLEINBAHN
Eröffnung: 1.7.1896: Greifenberg-Horst-Seebad und weiter (polnisch: Gryfice-Niechorze)
5 - STOLPER EISENBAHN
(750 mm und 1435 mm, nach dem 2. Weltkrieg durch Polen nicht mehr betrieben)
6 - BUBLITZ-BELGARDER EISENBAHN
(750 mm, 1951 auf 1000 mm umgespurt, Strecke Koszalin-Bialogard)

Im Jahre 1918 bestanden in Pommern bereits etwa 600 km Schmalspurstrecken, die durch Uebergangsbahnhoefe und Kreuzungen miteinander verbunden waren. Die Eigentuemer der einzelnen Bahnen kauften die Dampflokomotiven bei verschiedenen Firmen, viele jedoch bei der nahegelegenen Lokomotivfabrik Vulcan in Stettin (in Polen: Schiffswerft Adolf Warski, Szczecin).
Die in den siebziger Jahren noch vorhandenen Dampflokomotiven auf den 1000-mm-Strecken waren:

C-h2t 1000 mm
Ty6 3284 1961 aus Ty5 3301 45 ex Schmiegeler Kreisbahn 4" KM 1944/16243  + 77 an MKW

1'C1'-n2t 1000 mm
Tyn6 3631 61 aus Twn1 3631 45 ex Regenwalder KB 5c Bor 30/12250 an Warschauer Zufuhrbahn, dort + 5.77 verkauft nach Belgien dann ab 25.5.84 an IHS
Tyn6 3632 61 aus Twn1 3632 45 ex Greifenberger KB 22c Vc 28/4018  + 1977 an MKW
Tyn6 3633 61 aus Twn1 3633 45 ex Kolberger KB 31c 33 ex Alsener KB 40 Vc 27/3865  + ??
Tyn6 3634 61 aus Twn1 3634 45 ex Greifenberger KB 23c O&K 28/11700 + 8.4.74
Tyn6 3635 61 aus Twn1 3635 45 ex Greifenberger KB 41c 1933 ex Alsener KB 41 Vc 27/3866  + ?? 
(Die Alsener KB gehörte nach 1920 zu Daenemark)
Tyn6 3636 61 aus Twn1 3636 45 ex Greifenberger KB 42c 1933 ex Alsener KB 42 Vc 27/3867  + 1977 an MKW

D-n2t 1000 mm
Tx7 3501 61 aus Tx5 3501 45 ex Saatziger KB 51j Vc 14/2955 + 12.4.74  an MKW
Tx7 3502 61 aus Tx5 3502 45 ex Saatziger KB 52j Vc 27/3994 (h2t) + 74 Denkmal in Dobra (Daber)
Tx7 3503 61 aus Tx5 3503 45 ex Regenwalder KB 51j Vc 14/2954 + 22.1.74 angebl an Museum in XXX (=?)
Tx7 3504 61 aus Tx5 3504 45 ex Kolberger KB 51j Vc 15/2996  + 28.10.69
Tx7 3505 61 aus Tx5 3505 45 ex Kolberger KB 52j Vc 15/2997 + 22.12.73 > EM Warschau

1'D1'-h2t 1000 mm
Txn8 3811 61 aus Tyyn1 3811 45 ex Greifenberger KB 25d Vc 25/3849 + 1977 MKW
Txn8 3812 61 aus Tyyn1 3812 45 ex Kolberger KB 40d Vc 25/3848 + 24.06.1974

MKW  Museum Warschau/Warzawa Aussenstelle Greifenberg/Gryfice (keine Haftung fuer die Links - siehe Impressum!)

Wie wir anhand der Fotos sehen, sind dies alle keine echten ELNA-Lokomotiven, denn 1913, als die ersten Lokomotiven entstanden, gab es den Begriff ELNA (Engerer Lokomotiv Normen Auschuss) noch gar nicht, geschweige denn ein Programm über Lokomotiven mit gleichen Baugrundsaetzen (daher hat H. M. Koenner Recht!).
So ist die Firma Vulcan in Stettin dennoch der eigentliche Urheber der Einheitslokomotiven, denn schon ab 1913 wurden nach einheitlichen Kriterien Lokomotiven gebaut:
Die erste Lokomotive war die Fabriknummer 2894, die 1913 an die C.P.O. (Kleinbahn Casekow-Penkum-Oder) als Lok 10 ging (wurde 1945 von den Sowjets beschlagnahmt und abtransportiert), fast baugleich war Lok 51m der Ruegenschen Kleinbahnen (F-Nr. 2896, spaeter 99 4631). Erste 1000-mm-Lok war dann 1914 F-Nr. 2955, die als Lok 51j an die Saatziger Kleinbahn (spaeter Tx7 3501, s.o.) ging!
Diese Baugrundsaetze uebertrug man einfach auf die Normalspurlokomotiven, ein ELNA-Programm fuer die Schmalspurbahnen zu entwerfen, eruebrigte sich ja, denn das gab es bereits seit 1913! Das Schmalspurlokprogramm bestand aus einem D-Kuppler (zuerst gebaut), dann einer 1'C1' und einer 1'D1', es waren auch ein E-Kuppler und eine 1'E1' vorgesehen, diese Bauarten waren aber dann der 1920 gegründeten Reichsbahn zu leicht, so dass die Berliner Maschinenbau AG (vormals Schwartzkopff) und Hartmann in Chemnitz eigene schwerere Lokomotiven entwickelten (99 221 und 99 731).                                                                                           Autor: Klaus D. Holzborn

Klaus Kieper, weltbekannter Autor mehrerer Buecher ueber Schmalspurlokomotiven, besuchte die Reste der Pommerschen Schmalspurbahnen ab 1968, einige Fotos zeigen wir hier mit seiner frdl. Genehmigung:

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Tyn6 3636 ist die letztgebaute 1`C1`dieser Serie (Vulcan 1927/3867), hier im Jahre 1974 bei Insko (Noerenberg).
Dahinter steht schon eine der 17 umgebauten Px48, die als Px48 3901 bis 3917 extra in den sechzigr Jahren auf 1000 mm umgespurt wurden, da sich schon damals ein Lokmangel auf den 1000-m-Bahnen bemerkbar machte.

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Links: Die Urmutter der 1000-mm-ELNAs, die TX7 3501, gebaut 1914 vonm Vulcan unter der Fabrik-Nummer 2955, hier im Bahnhof Greifenberg, auf polnisch Gryfice Wask -

hiermit sei insbesondere Ex-Bundesbanzler Kohl gedankt, der der polnischen Regierung die Gebiete, die seit 1945 von ihr verwaltet wurden, ohne Gegenleistung nach der Wiedervereinigung mit der DDR schenkte ...

Unten: Die letzten Mohikaner - Tyn6 3634 bis 3636 in Insko im Lokomotivbahnhof. Deutlich sind abweichende Kesselbauformen zu sehen. Fotos: Klaus Kieper

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Die erst 1925 gebaute 1`D1`h2t waren richtig wuchtig, aber dennoch relativ leicht, so dass ein Nachbau durch die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft unterblieb (das haette vielleicht der Firma Vulcan dann das Ueberleben gesichert) - hier die beiden als Txn8 3811 und 3812 von der Greifenberger und Kolberger Kleinbahn in Koszalin (Bublitz) - Fotos: Klaus Kieper

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Kleinbahnromantik pur - Px48 3903 durchfaehrt die Stadt Stargard Szczecinski (= Stargard in Pommern), vielen vielleicht durch das Ausbesserungswerk (Kuerzel Sd) bekannt, dass unter anderem auch 01, 01.10, 03 und 03.10 ausbesserte - kaum zu glauben, dass dies derselbe Ort ist.

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Im Jahre 1991 war es schon mit der Romantik vorbei, eine Px48 ist sporadisch zu Sonderfahrten noch betriebsfähig, viele Strecken sind inzwischen nicht mehr im Betrieb, dort, wo es noch Züge gibt, fahren diese verdieselt wie hier oben der Zug in Roznovo (bei Manowo), Strecke nach Koszalin (Bublitz), die von der PKP von 750 auf 1000 mm erst im Jahre 195! umgespurt wurde! Foto: Klaus Kieper

Klaus Kieper hat für Bahnspezialisten bisher Diaserien über diese Besuche bei den Pommerschen Schmalspurbahnen im heutigen Polen herausgegeben, diese sind inzwischen digitalisiert auf 2 CDs verfügbar. Bitte wenden Sie sich per E-Mail direkt an die Redaktion des BIM - siehe BIM-Startseite - wenn Sie daran Interesse haben.

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